Elsterzeitliche Erosionsrinnen

In Nord- und Nordostdeutschland treten im Untergrund zahlreiche Rinnen auf, die in den pleistozänen und präpleistozänen Untergrund eingetieft sind und deren Entstehung wohl vorwiegend auf subglaziale Erosion durch Schmelzwässer an der Basis der elsterzeitlichen Gletscher zurückzuführen ist. Stellenweise dürfte auch eine Beteiligung durch die glazigene Schurfwirkung der Gletscher eine Rolle an der Ausgestaltung einzelner Rinnen gespielt haben. Dies dürfte vor allem dort der Fall gewesen sein, wo sich innerhalb der Rinnen noch Grundmoräne nachweisen lässt.

Die Erosionsrinnen stellen Untergrundformen dar und haben keinen Bezug zur rezenten Geländemorphologie. Als markante Eintiefungsformen sind sie eine spezielle Hinterlassenschaft der Elster-Kaltzeit. Aus den anderen Kaltzeiten des Pleistozäns sind sie in dieser Form in Deutschland nicht bekannt.

Die Rinnen, die netzartig miteinander zu einem weitläufigen Rinnensystem verbunden sind, lassen sich teils auf einer Länge von über 100 km verfolgen (Abb. 1). Ihre Tiefe kann dabei mehrere hundert Meter betragen. Verfüllt sind sie überwiegend mit Schmelzwassersedimenten. In Querschnitt, Tiefe und Längsverlauf können die einzelnen Rinnen stark variieren. Auch zeigen sie kein einheitliches Gefälle, gelegentlich treten lokale Übertiefungen auf. In den allermeisten Fällen beginnen und enden die Rinnen relativ unvermittelt.

Abb. 1: Quartärbasis in einem Teil des nördlichen Brandenburgs, eigener Entwurf, Daten nach LANDESAMT FÜR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFE BRANDENBURG (2010)

Im nordöstlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein ist der Rinnenverlauf bevorzugt in Nord-Süd-Richtung angelegt, während er weiter östlich in die Nordnordost-Südsüdwest- oder Nordost-Südwest-Richtung umschwenkt.

Gefüllt sind die Rinnen im unteren Bereich teils mit sandig-kiesigen, teils auch mit feinkörnigeren Sedimenten. Das Material, das durch subglazial fließende Schmelzwässer transportiert und abgelagert wurde, steht dabei in enger Beziehung zu den umliegenden Sedimenten, in die die Rinnen eingetieft sind.

Der höhere Teil der Rinnenfüllung besteht sehr häufig aus einem feingeschichteten Beckensediment, das als Lauenburger Ton bezeichnet wird. Diese tonig-schluffigen Ablagerungen stellen ein typisches Stillwassersediment dar.

Abb. 2: Querschnitt durch die Butxehuder Rinne (überhöht), eigener Entwurf, Daten nach KUSTER & MEYER (1979)

Dort, wo die Rinnen am Ende der Elster-Kaltzeit noch nicht vollständig aufgefüllt waren und morphologisch noch als Senken in Erscheinung traten, folgen über dem Lauenburger Ton holsteinzeitliche limnische oder marine Sedimente. Marine Sedimente kamen dort zur Ablagerung, wo die Nordsee, die in der Holstein-Warmzeit über den heutigen Küstenverlauf hinaus nach Süden vorstieß, die noch im Gelände vorhandenen, nicht komplett aufgefüllten Hohlformen erreichte.

Literatur

KUSTER, H. & MEYER, K.-D. (1979): Glaziäre Rinnen im mittleren und nordöstlichen Niedersachsen. - Eiszeitalter und Gegenwart 29: 135-156; Hannover

LANDESAMT FÜR GEOWISSENSCHAFTEN UND ROHSTOFFE BRANDENBURG (2010): Atlas zur Geologie von Brandenburg; Cottbus