Die Halbinsel Fischland-Darß-Zingst ist eine rund 45 km lange Halbinsel als Teil der Vorpommerschen Boddenlandschaft. Unterteilt werden kann sie in die drei Teilbereiche Fischland, Darß und Zingst, die ehemals eigenständige Inseln waren (Abb. 1). Fischland-Darß-Zingst ist Teil einer Ausgleichsküste, an der holozänzeitliche geologische Prozesse wirkten und auch aktuell noch wirken.
Bis zum Ende des weichselzeitlichen Spätglazials war das Gebiet der heutigen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst von Gletschern bedeckt, denen Sanderflächen vorgelagert waren. Die Ostsee existierte noch nicht. Als Ablagerungen entstanden Geschiebenmergel und Schmelzwassersedimente. Als vor rund 7000 Jahren im Rahmen der Litorina-Transgression das Meer vorstieß, wurden große Bereiche der Region überflutet und Bestandteil der Ostsee. Als Inselkerne ragten Fischland, der Altdarß, West- und Ost-Zingst aus dem Meer.
Durch küstendynamische Prozesse veränderte sich deren Form und Größe im Laufe der Zeit erheblich. Vor rund 3000 Jahren entwickelte sich eine Ausgleichsküste. Die pleistozänen Inselkerne wurden umgestaltet und durch küstenparallele Sedimentablagerungen entstanden Haken und Nehrungen, so dass die Teilbereiche zur heutigen Halbinsel Fischland-Darß-Zingst zusammenwuchsen. Im rückwärtigen Bereich setzte die Bildung der Bodden ein. In diesen Stillwasserzonen wird vor allem organogener Schlick sedimentiert. Auch heute noch unterliegen große Teile der Außenküste der Abtragung. Insbesondere an der Kliffküste im Abschnitt Fischland und Altdarß wirkt eine starke Erosion. Das dort erodierte Material wird küstenparallel nach Norden transportiert und kommt im Gebiet Neudarß zum Absatz. Auch im Bereich Zingst wird Sediment abgetragen und weiter östlich wieder abgesetzt.
Fischland, das einen pleistozänen Kern besitzt, war noch in historischer Zeit eine Insel. Erst im 14. Jahrhundert wurden die Seegatten vom Menschen geschlossen und damit Anschluss an das Festland im Südwesten und an den Darß im Nordosten hergestellt.
Das Fischland ist auf seiner der Ostsee zugewandten Seite Abtragungsküste. Das vom Meer erodierte Lockermaterial wird von küstenparallelen Strömungen durch Standversetzung bis an die Ostspitze von Fischland-Darß-Zingst transportiert. Seit 1910 ist die dem Meer zugewandte Küste so um 60 m zurückgewichen und dieser Prozess dauert heute noch an.
Der Inselkern besteht aus 70 m mächtigen quartärzeitlichen Sedimenten. Da die höchste Erhebung mit dem Bakenberg nur rund 18 m NN aufragt, folgt daraus, dass die Quartärbasis stellenweise bei -50 m NN oder noch tiefer liegt (Ludwig 2004). Zwischen den Ortschaften Wustrow und Ahrenshoop ist die Steilküste auf einer Länge von über 3 km aufgeschlossen. Neben weichselzeitlicher Grundmoräne in Form von Geschiebemergel enthält das bis zu 20 m hohe Kliff auch sandige und schluffige Abschnitte (Abb. 2).
So wird an einigen Stelle der Geschiebemergel durch Senken ersetzt, die mit fossilhaltigen Mudden und Sand gefüllt sind und ehemalige Toteisbecken darstellen. Über den austauenden Toteisblöcken hatten sich im Spätglazial dort Seen gebildet, in denen Mudden zur Ablage kamen und die anschließend mit äolisch oder fluviatil antransportiertem Feinsand überdeckt wurden und verlandeten. Das Ausschmelzen des Eises im Untergrund und die Auffüllungen passierten gleichzeitig. An den organischen Muddenkomponenten durchgeführte Altersbestimmungen ergaben, dass diese in der Älteren Dryaszeit oder dem Alleröd-Interstadial entstanden.
Im oberen Abschnitt des Kliffs folgt ein horizontal geschichteter kalkfreier Feinsand, der teilweise Bodenbildungen enthält, und als Heidesand bezeichnet wird. Seine Entstehung fällt in die Jüngere Dryaszeit oder das Alleröd-Interstadial. Den Abschluss des Profils bilden maximal 4 m mächtige junge Flugsandfelder und -dünen, die sogenannten Kliffranddünen.
Die Westküste des Fischlandes ist eine aktive Steilküste. Der am Kliff anstehende Geschiebemergel, der der Mecklenburger Phase zugeordnet wird, ist nicht sehr erosionsbeständig, was bei Hochwasser zu schollenartigen Rutschungen des Materials (Abb. 3) und zur Bildung von Kliffhalden führt. Begünstigt wird dies durch die parallel zum Kliff angelegte Küftung des Geschiebemergels. Der feinklastische Anteil des abgerutschten Sedimentes wird durch das Meer schnell fortgeführt, der an dieser Stelle eher geringe Anteil an Geschieben bleibt am Strand zurück.
Der Altdarß stellt ebenfalls einen pleistozänen Inselkern dar, der allerdings nicht so weit herausragt wie das Fischland. Aufgebaut wird er aus weichselzeitlichem Geschiebemergel und glazilimnischen klastischen Sedimenten. Es treten Bodenbildungen aus dem Alleröd-Interstadial auf. Ein fossiles Kliff an seinem Nordrand entstand durch die Transgression des Litorina-Meeres im frühen Atlantikum. Umgeben ist der Inselkern heute von holozänzeitlich abgelagerten marinen Sedimenten, die insbesondere von der Abtragung des Fischland-Kliffs stammen und den Altdarß um den Vordarß und den Neudarß erweitert haben. Aber auch das Gebiet um Zingst tritt als Liefergebiet auf, ebenso ehemalige Inseln, die nördlich der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst lagen und inzwischen komplett abgetragen wurden.
Nördlich des fossilen Meereskliffs folgt der Neudarß. Dort entstehen seit 4000 Jahren parallel verlaufenden, langgestreckte Strandwällen, denen Dünen aufsitzen (Abb. 4) und die als Reffe bezeichnet werden und heute fast durchweg bewaldet sind. Durch diesen Entstehungsprozess nimmt das Alter der Reffen von Süden nach Norden ab. Die dazwischenliegenden, teilweise vermoorten Täler werden als Riegen bezeichnet. Dies sind ehemalige Strandseen, die mittlerweile verlandet sind. An der Nordspitze des Darß (Darßer Ort) findet aktuell durch Sandablagerung eine Hakenbildung statt. Abb. 5 zeigt eine noch nicht vollständig durch Vegetation fixierte Düne nördlich des Leuchtturms im jüngsten Teil des Darßes.
Böse, M. & Ehlers, J. & Lehmkuhl, F. (2018): Deutschlands Norden vom Erdaltertum bis zur Gegenwart. - 197 S.; Berlin
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Lampe, R. & Lorenz, S. (2010): Eiszeitlandschaften in Mecklenburg-Vorpommern. - 162 S.; Greifswald
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